ZitatAlles anzeigenAngekündigt wurde er jetzt lang genug, auf Messen bestaunt und im Fotostudio abgelichtet. Jetzt wird es Zeit, dass der VW Passat Variant endlich rausdarf, um zu zeigen, was tatsächlich in ihm steckt. Laut VW-Marketingexpertin Christine Roch ziemlich viel, er bestehe gar "den ein oder anderen Premiumvergleich". Na, so ein Zufall, dass wir mit BMW 3er und Mercedes C-Klasse den ein oder anderen Vergleichskandidaten zur Fahrvorstellung nach Sardinien gebracht haben. Preislich passt es ohnehin: Da VW den 240PS starken TDI ausschließlich mit Allradantriebanbietet, liegt der Variant für 44.625 Euro zwischen dem 43.250 Euro teuren 325d Touring mit 218PS und dem 204PS starken C 250 Bluetec T-Modell für 45.696 Euro.
VW Passat Variant überragt in der Länge
Obwohl ein paar Millimeter kürzer als der Vorgänger, überragt der VW Passat Variant C-Klasse und 3er um sieben bzw. 15 Zentimeter. Und das spürt man praktisch überall: Vorn sitzen Fahrer und Copilot auf üppig dimensionierten, umfangreich verstellbaren Sesseln, die durchgängigen Lüftungsschlitze lassen das Cockpit breit erscheinen. Im Fond wird es noch geräumiger: Der Quermotor sowie ein um acht Zentimeter gewachsener Radstand bescheren Mitfahrern superbe Beinfreiheit, während das hohe Dach für einen verrenkungsfreien Einstieg sorgt.Anders bei C-Klasse und 3er: Durch niedrigere Türen und wenig Platz zwischen B-Säule und Rückbank dauert es etwas, bis die Gliedmaßen einsortiert sind. Zu dritt wird es auf den schmaleren und straffer gepolsterten Rückbänken ohnehin deutlich enger als im VW Passat Variant, der darüber hinaus auch noch mehr Gepäck schluckt: Schon im Normalzustand darf eine große Reisetasche mehr mit als bei den süddeutschen Konkurrenten; wird die Rückbank umgeklappt, vergrößert sich der Abstand weiter.
Alle warten mit langer Kombi-Erfahrung auf
Die lange Kombi-Erfahrung spürt man hingegen bei VW Passat Variant, C-Klasse und 3er: So lassen sich Rückenlehnen im Verhältnis 40:20:40 dreigeteilt umklappen, wodurch ohne mühsames Aufstellen der Sitzfläche ein nahezu ebener Ladeboden entsteht. An Zusatzfächern, Zwölf-Volt-Steckdosen, Zurrösen oder Taschenhaken besteht nirgends Mangel, sauber gelöst auch die Entnahme der Gepäckrollos, deren Kassetten sich hier wie da mühelos entriegeln und ausbauen lassen.Was Mercedes und BMW beim Platz verlieren, holen sie durch ausgeklügelte Details immerhin zum Teil wieder auf: Während beim T-Modell die Heckklappe auf Knopfdruck vom Fahrersitz aus schließt und gleichzeitig das Gepäckrollo nach unten surrt, nimmt der Touring Kleinkram durch seine separat öffnende Heckscheibe entgegen. Besonders praktisch, wenn er dicht an einer Garagenwand steht, sodass man zum Öffnen der ganzen Klappe erst vorfahren müsste. Hochflorige Teppiche und Edelstahleinlagen auf der Ladekante lassen ihre Gepäckräume zudem hochwertiger wirken als den des pragmatischen VW Passat Variant.Die ganz großen Überraschungen sucht man beim VW Passat Variant ohnehin vergebens. Mit seiner scharf konturierten Motorhaube und den schmalen Rückleuchten ähnelt er dem Golf Variant, auch innen wirkt er auf Anhieb vertraut. Doch keine Nachrichten sind in diesem Fall gute Nachrichten. So überzeugt der Passat mit VW-typisch hochwertigen Oberflächen im Innenraum und liebevoller Verarbeitung bis ins Detail: Selbst das Münzfach links unterhalb vom Lenkrad ist samtig weich ausgekleidet und wird von einer präzise rastenden Klinke gehalten. Auch das einfach bedienbare Infotainment-System kennt man im Prinzip aus dem Golf, allerdings erhält der VW Passat Variant eine aktualisierte Variante mit zusätzlichen Online-Funktionen wie Parkplatz- und Tankstellensuche samt Spritpreisanzeige. Zudem lassen sich Apps von mirrorlinkfähigen Handys über den hochauflösenden Acht-Zoll-Monitor bedienen. Da nicht allzu viele Smartphones Mirrorlink unterstützen, kommen ab Juni 2015 Apple Carplay und Android Autohinzu, über die sich fast alle Handys steuern lassen dürften.
VW Passat Variant kann Anhänger freihändig einparken
Überhaupt bleibt es der Elektronik vorbehalten, dann doch noch für zwei Wow-Effekte zu sorgen: Anstelle des optionalen Kombi-Instruments mit klassischen Analoguhren liefert der VW Passat Variant gegen Aufpreis ein TFT-Display, dessen Inhalte sich nach Wunsch auswählen lassen: Wer möchte, legt sich die Navi-Karte groß in die Mitte und muss für die Routenführung nicht mehr nach rechts schielen. Noch faszinierender: Der Anhänger-Assistent, der auch weniger geübte Fahrer in Gespannprofis verwandelt. Nach dem Einlegen des Rückwärtsgangs wird die gewünschte Fahrtrichtung über den Rückspiegelversteller vorgegeben, der wie ein Joystick funktioniert. Anschließend heißt es Lenkrad loslassen, sanft Gas geben und beeindruckt im Rückspiegel verfolgen, wie das Elektronik-Hirn unter Zuhilfenahme der Rückfahrkamera den Kurs hält oder den Anhänger in eine 90-Grad-Lücke kurbelt.
500Nm aus zwei Litern Hubraum
Doch jetzt übernehmen wir das Steuer, es geht auf Testfahrt über sardische Küstenstraßen. Hier spielt der VW Passat Variant mit Allrad seinen Traktionsvorteil aus, lässt sich von 500Nm Drehmoment aus engen Kehren wuchten. Unterstützt vom zackigen Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe nimmt er der hinterradgetriebenen Konkurrenz gleich mal ein paar Meter ab. Dabei ist es nicht nur die pure Kraft, die beeindruckt, sondern auch das schnelle Ansprechen und die Drehfreude des nur zwei Liter großen Biturbo. Was ebenfalls auffällt: Auch bei vollem Einsatz kommt keine Hektik auf, präzise folgt der VW Passat Variant den Kommandos seines Fahrers, der ihn ohne großen Aufwand sehr schnell bewegen kann. Zum entspannten Fahrgefühl passen geringe Wind- und Motorgeräusche sowie serienmäßige Adaptivdämpfer, die selbst auf üblen Rüttelpisten sensibel arbeiten.
VW Passat Variant punktet im ersten Vergleich
Ähnlich souverän geht die luftgefederte C-Klasse über Unebenheiten hinweg. Ihre Ingenieure haben es geschafft, das Mercedes-typische Schwebegefühl in die Touchpad-Neuzeit zu transferieren. Ihr Fahrer hat selten das Bedürfnis, der cremigen Siebengang-Wandlerautomatik ins Handwerk zu pfuschen, er genießt lieber die Wucht des ebenfalls 500Nm mächtigen 2,1-Liter-Vierzylinders. Dass sich der Benz nicht ganz so vehement auf Kurven stürzt wie der VW Passat Variant und selbst im Sportmodus eine stärkere Seitenneigung aufbaut, verzeiht man da gern.Und der 3er? Sein schmaler, perfekt postierter Sportsitz ist in dieser Klasse immer noch Mensch-Maschinen-Schnittstelle Nummer eins. Von seiner wunderbar direkten Sportlenkung getrieben, verbeißt sich der Touring geradezu in Kurvenradien. Und wo seine Vorgänger noch plump über Unebenheiten rumpelten, federt der adaptivgedämpfte 3er inzwischen manierlich, freilich ohne seine Insassen auf dem hohen Komfortlevel der Konkurrenten zu verwöhnen. Am meisten vermissen diese allerdings einen kultivierteren Motor. Mit 120Nm weniger als die beiden anderen muss sich der Zweiliter strecken, um dranzubleiben, was mit kernigem Vierzylinderdröhnen einhergeht. Doch im Gegensatz zum VW Passat Variant und Mercedes hat BMW noch zwei Sechszylinder-Diesel mit bis zu 313PS im Ärmel.Trotzdem: Den "ein oder anderen Premiumvergleich" hat der VW Passat Variant in jedem Fall bereits bestanden. Ob er tatsächlich zum neuen Maßstab in der Mittelklasse wird, muss jedoch ein bepunkteter Vergleichstest mit objektiven Messwerten zeigen.
Quelle: http://www.auto-motor-und-spor…mittelklasse-8835364.html